Nach der erfolgreichen Demo in Stockach (Bericht und Bilder folgen!) geht es bei uns gleich am 19.04. weiter, dieses Mal allerdings mit theoretischem Input. Wir freuen uns darüber, mit Veronika Kracher wieder eine Referentin da zu haben, die schon letztes Jahr einen hervorragenden Vortrag bei uns gehalten hat. Dieses mal geht es um Burschenschaften und was deutsche Männlichkeit denn eigentlich mit Antisemitismus – und wo denn der Reiz dahin liegt sich anzuziehen als wäre man im 19. Jhd. hängen geblieben während man sich bei der Mensur das Gesicht verstümmelt.
Die Journalistin Veronika Kracher (konkret, taz, jungle world) analysiert in ihrem Vortrag „Die Burschenschaft: Sexualisierter Antisemitismus und deutsche Männlichkeit“ die historische Entstehung von Burschenschaften, setzt sich auf sozialpsychologische Art und Weise mit dem Männerbund und der ihm inhärenten Ablehnung des weiblichen Auseinander und erläutert, wieso das Bild einer spezifisch deutschen Männlichkeit als solches von Grund auf antisemitisch konnotiert ist.
Historisch gesehen spielen in der Ideologie der Studentenverbindung, die ihre einst demokratischen und freiheitlichen Wurzeln bereits zum Wartburgfest 1817 den gleichen Flammen übergaben, denen man damals schon die Werke jüdischer Schriftsteller*innen übergab, eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung des modernen deutschen Nationalstaates, als auch damit einhergehend der ihm innewohnenden antisemitischen Ideologie, als auch einer spezifisch deutschen Vorstellung von Geschlechtlichkeit.
Bei dieser wird der stramme, deutsche und naturwüchsige Mann, wie er durch den archetypischen Burschen vertreten wird, dem effeminierten, impotenten Juden, dem Vertreter der pervertierten Moderne entgegen gesetzt, und steht somit stellvertretend für den nationalsozialistischen Kampf des deutschen Reiches gegen das internationale, kosmopolitische Jüdische.
Zudem kann das homoerotische Begehren, welches dem Männerbund innewohnt, sich aufgrund internalisiertem Hass gegen alles als weiblich, zärtlich und somit schwach verstandene nur sadistisch artikulieren: gegen die Untergebenen in der Verbindung einerseits, gegen die pathische Projektion des effeminierten Juden andererseits. In beiden Fällen wird man durch die massenpsychologische Erfahrung des Kollektivs in seinem Denken und Tun bestätigt.
Also, schaut bei diesem spannenden und informativen Vortrag vorbei, wir freuen uns!
Hinweis bezüglich des Einlasses: Bei der Veranstaltung werden wir dahingehend Gebrauch des Hausrechtes machen, dass Personen die rechten Organisationen, explizit Burschenschaften und Studentenverbindungen, angehören sowie Personen die bei der Veranstaltung (als auch im Vorfeld) durch nationalistische, sexistische, rassistische, antisemitische und/oder homo-/transphobe Aussagen auffallen, der Eintritt nicht gestattet wird bzw. sie der Veranstaltung verwiesen werden um den Besucher*innen einen angenehmen Abend und störungsfrien Ablauf des Vortrages zu ermöglichen.