Category Archives: Radolfzell

Der BSV Nordstern und eine transfreindliche AfD-Veranstaltung

In einschlägigen Telegram-Gruppen wird seit einigen Tagen Werbung für eine Veranstaltung mit dem bekannten Transphob Martin Voigt geworben. Auf der zweiten Seite des Sharepics wird der AfD Kreisverband Konstanz als Veranstalter aufgeführt, bis dahin leider fast schon alles wie gehabt.
Verwundert waren selbst wir, als wir den geplanten Veranstaltungsort sahen: Das Vereinsheim des Radolfzeller Sportverbandes BSV Nordstern. Dass die AfD vor Ort auf ein etabliertes Vereinsheim als Veranstaltungsort zurückgreifen kann, wollten wir erst nicht glauben und haben deshalb selbst beim Verein nachgefragt wie dies zustande kam und wie sich der Verein grundsätzlich gegenueber der AfD verhält. Leider warten wir bis heute auf eine Antwort, auch nach mehrmaligem Nachfragen.
Ein Kontakt zwischen AfD KV Konstanz und BSV Nordstern ist gut denkbar, so pflegt Sandra Fuchs, 1. Vorstandsvorsitze des BSV, zumindest Facebook-Freundschaft u.a. zu Axel Politz aus Rielasingen-Worblingen, der schon seit 2019 für die AfD im dortigen Gemeinderat sitzt.
Mittlerweile konnten wir erfahren, dass die Veranstaltung wohl nicht wie geplant stattfinden soll.
Unser Einschaetzung nach ist der BSV Nordstern ein breit aufgestellter Sportverein. Genau deshalb ist für uns eine Aufklärung, wie es überhaupt zu einer solchen Kooperation kommen kann, unentberlich. Wir bedauern es deshalb auch sehr dass der Verein, weder öffentlich, noch uns gegenüber, Stellung bezieht.

Eine Normalisierung der AfD im Vereinsleben und der Zivilgesellschaft waere fatal und ist fuer uns ein Angelpunkt den es entschieden zu verhindern gilt.

Tag der Befreiung – Antifaschistische Kundgebung zum Tag der Befreiung von den Nationalsozialisten

Die SS-Kaserne, das Denkmal am ehemaligen „Horst-Wessel-Platz“, die SS-Schießanlage und Straßennamen lassen heute nur noch vermuten, was einst in Radolfzell vor sich ging.

Doch wollen wir am Tag der Befreiung nicht etwa vergessen, welche Grausamkeiten Deutsche auch in Radolfzell vollzogen, sondern aufarbeiten, welche schlimme Geschichte die Stadt verbirgt. Insbesondere wollen wir darauf hinweisen, wie den Tätern gedacht wird.

Dabei möchten wir den Bezug zur heutigen Zeit herstellen: Immer noch sind Anhänger*innen des Nationalsozialismus in Radolfzell unterwegs und zeichnen das Stadtbild.

Nun gilt es dagegen auf die Straße zu gehen!

Start der Kundgebung ist um 14 Uhr am Luisenplatz.

Radolfzell bleibt bunt! – 8. Mai Kundgebung Luisenplatz in Radolfzell

8. Mai Radolfzell Flyer

Die SS-Kaserne, das Denkmal am ehemaligen „Horst-Wessel-Platz“, die SS-Schießanlage und Straßennamen lassen heute nur noch vermuten, was einst in Radolfzell vor sich ging.

Doch wollen wir am Tag der Befreiung nicht etwa vergessen, welche Grausamkeiten Deutsche auch in Radolfzell vollzogen, sondern aufarbeiten, welche schlimme Geschichte die Stadt verbirgt.

Dabei möchten wir den Bezug zur heutigen Zeit herstellen: Immer noch sind Anhänger*innen des Nationalsozialismus´ in Radolfzell unterwegs und zeichnen das Stadtbild.

Nun gilt es dagegen auf die Straße zu gehen!
8. Mai ab 14:00 auf dem Luisenplatz.

8. Mai Radolfzell Flyer

Demobericht 21.4. Radolfzell

Kriegerdenkmal Radolfzell Antifa

Um 14:30 Uhr versammelten sich entgegen der erwarteten Teilnehmerzahl von 50 Personen erfreulicherweise ca. 80 Antifaschist*innen in Radolfzell am Bahnhof zu unserer Demonstration gegen Nazistrukturen und Repressionen antifaschistischer Arbeit vor Ort.
Zum Auftakt der Demo am „Memorialstein für die deportierten Juden aus Baden“, wurde in einem Redebeitrag dessen Unscheinbarkeit thematisiert: Lächerlich klein im Vergleich zum martialischen Nazidenkmal auf dem Luisenplatz, gedenkt er den wahren Radolfzeller Opfern des Nationalsozialismus. Dass die offiziellen Feierlichkeiten zum Volkstrauertag trotzdem lieber neben den übergroßen Wehrmachtssoldaten abgehalten werden, wollte eine verbotene Kundgebung bereits im November 2017 kritisieren.
Am Rathaus, gelegen am Marktplatz, kritisierten wir das Agieren der Radolfzeller Bürgermeisterin Monika Laule, welche federführend an dem „Demokratie leben!“-Projekt in Radolfzell, dem „BRD-Bündnis“, beteiligt ist.
Unter dem Vorwand, demokratische Projekte in der Stadt zu fördern, fließen reichlich Gelder und zugleich wird das Stadtimage aufgebessert. Während man sich durch das Betonen der Meinungsfreiheit und eines demokratischen Miteinanders fröhlich selbst beweihräuchert, wird antifaschistische Arbeit konsequent kriminalsiert und blockiert. Das macht es einfach, die grausame NS-Vergangenheit der Stadt und lokale Neonazistrukturen totzuschweigen.
Diese thematisierten wir allerdings in der Wiesengasse, wo ein Redebeitrag zu einer III.Weg-Aktivistin direkt vor ihrem Haus erfolgte. In diesem klärten wir Anwohner*innen über ihre Nachbarin auf und kritisierten ihre Umtriebe im Rahmen der neofaschistischen Kleinstpartei. Die Demoroute ging weiter zu dem örtlichen Polizeirevier, wo wir ebenfalls Kritik an Vorfällen mit dieser Institution in der Vergangenheit kritisierten. So sind Polizist*innen dafür verantwortlich, dass es immer wieder – auch in Radolfzell – zu Repressionen, Verhaftungen, Vertreibungen und Abschiebungen kommt.
Daran ist auch das Ordnungsamt beteiligt, welches wir daraufhin besuchten und auch hier einem Redebeitrag hielten, der explizit auf die Vertreibung von Sinti und Roma in Radolfzell-Reute einging: Dort fuhren sowohl Polizei als auch Ordnungsamt mit hohem Aufgebot auf und erzwangen die Räumung von Wohnwägen etlicher Familien.
Schließlich kamen wir zu unserem letzten Stopp auf der Demoroute, dem Luisenplatz. Hier steht die große Wehrmachtssoldatenstatue mit Gedenktafeln. Unter der Überschrift „Opfer der Gewaltherrschaft“ stehen hier Täter, wie etwa Heinrich Köppen und Joachim Rumohr direkt neben Opfern. Hier wird jährlich am Volkstrauertag die städtische Gedenkfeier abgehalten, was wir zutiefst verurteilen. Infotafeln, die wir neben dem Denkmal platzierten, sollten klarstellen, wer die Täter und wer die Opfer waren: Die etlichen Namen auf den Gedenktafeln fanden sich unter den Plakatwänden Antifaschistischer Widerstand im Nationalsozialismus, Deportierte Sinti und Roma, Jüdinnen und Juden; und bekannte SS-Offiziere wieder. Weitere Materialien informierten über aktuelle rechte Strukturen wie die Identitäre Bewegung und den III. Weg.
Eine weitere Rede fasste die Geschichte und den heutigen Umgang der Stadt mit dem Denkmal zusammen. Der Rückweg zum Bahnhof führte an einer von Passant*innen gefüllten Promenade entlang und gab der Demonstration einen aufmerksamkeitsreichen Abschluss.
Mit diesem Tag konnte ein starkes Zeichen gegen Radolfzell gesetzt werden, da unverhältnismäßige Auflagen der Behörden im Vorfeld im Gericht kassiert wurden. Dies verdeutlichte, wie unrechtens Radolfzeller Behörden arbeiten und mit welchen Mitteln versucht wird, uns mundtot zu machen. Das von der Bürgermeisterin als notwendig angesehene enorme Polizeiaufgebot, erschien wohl selbst dem Einsatzleiter so lächerlich, dass er die mit Sonderausrüstung ausgestatteten Polizist*innen sowie eine Hundestaffel wieder abfahren ließ. Es ist aber ein weiterer Beleg, wie durch Radolfzeller Behörden Antifaschismus kriminalsiert wird. Doch dass sich die Stadt so vehement gegen unsere Aufklärungsarbeit wehrt, während Faschist*innen für ihre menschenverachtende Propaganda der Weg geebnet wird, legt nahe, dass der Handlungsbedarf bleibt und uns anspornt, laut die Stimme zu erheben und weiter gegen Behörden, Repression und Nazistrukturen zu kämpfen.

Antifaschismus ist und bleibt legitim.

Presseartikel zu der Demo:

Protest gegen Behördenwillkür in Radolfzell

Klatsche vor Gericht: Auflagen der Stadt Radolfzell offensichtlich rechtswidrig

Rund 50 Teilnehmer demonstrieren gegen „Nazistrukturen in Radolfzell“

Unruhe im Hinterland

Aufruf zur antifaschistischen Demo am 21.4 in Radolfzell

214 Antifa Demo Flyer Front

Jährlich finden am Luisenplatz in Radolfzell, direkt neben einem NS-Kriegerdenkmal, das auch mehreren SS-Angehörigen gedenkt, die offiziellen Zeremonien der Stadt Radolfzell zum „Volkstrauertag“ statt.
Eine antifaschistische Kundgebung am 19.11.2017 („Volkstrauertag“) sollte über die NS-Vergangenheit von Radolfzell, sowie das Radolfzeller Kriegerdenkmal und örtliche Neonazi-Strukturen aufklären. Aus einem fadenscheinigen Grund konstruierte die Stadt Radolfzell einen Vorwand, um die Kundgebung zu verbieten: Von unbekannten Personen angebrachte Plakate bedrohten die „öffentliche Sicherheit und Ordnung“, weil „weitere Rechtsbrüche zu erwarten waren“. Das Verbot wurde der Anmelderin am Freitag, dem 17.11.2017 gegen Mittag, also ungefähr zu Büroschlusszeiten der Anwaltskanzleien zugeschickt, wodurch ein rechtliches Vorgehen gegen das Verbot nicht mehr möglich war. Als sich am geplanten Tag der Kundgebung ca. 20 Antifaschist*innen spontan versammelten, um gegen das Verbot und die Behördenwillkür zu demonstrieren, wurden sie unter Einsatz von ca. 40 Polizist*innen und zwei Hunden gekesselt. Mehrere vermeintliche „Rädelsführer“ wurden unter Gewaltanwendung in Gewahrsam genommen (Anzeige wegen Widerstandes), einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen und mit Bußgeldern belegt.
Auch konnte der Einsatzleiter während der gesamten polizeilichen Maßnahme keine rechtliche Grundlage für die Auflösung der Spontandemonstration nennen.

Radolfzell ist eine Stadt, die ein „Bürgerbündnis für Demokratie“ fördert, welches zivilgesellschaftliches Engagement fördern soll, aber sich ohne zu zögern über geltendes Recht hinwegsetzt, um antifaschistisches Engagement zu blockieren und zu verunmöglichen. Auch der Umgang mit der mehr als verabscheuungswürdigen NS-Vergangenheit Radolfzells, das sich als Ausbildungsstätte für SS-Angehörige hervorgetan hat und eine Außenstelle des KZs Dachau beherbergte, spricht Bände für die Politik der Radolfzeller Stadtverwaltung – die kritische Auseinandersetzung scheut, Pseudo-Engagement als demokratisches Feigenblatt fördert und Neonazis ignoriert. So befindet sich in prominenter Stelle in Radolfzell, auf dem eingangs erwähnten Luisenplatz, eine mehrere Meter hohe Statue, welche 1938 von den Nazis errichtet wurde und zwei Wehrmachtssoldaten zeigt. 1958 wurde zudem eine Gedenktafel in Erinnerung an über 100 in Radolfzell stationierte und im Zweiten Weltkrieg gefallene SS-Soldaten an dem Denkmal angebracht, welche bis heute dort hängt. An eben diesem Platz, neben diesem Mahnmal für die Täter der Vernichtungskriege und der Shoah, wird von den Offiziellen der Stadt den „Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ gedacht.
Diese Dreistigkeit und Ignoranz gegenüber den Opfern nationalsozialistischer Terrorherrschaft übertrifft sich immer wieder selbst:
Protest und Kritik an diesen Zuständen werden von der Stadt ignoriert, drangsaliert und kriminalisiert. Die Neonazis des „III. Wegs“, welche in Radolfzell aktiv sind und eben jenes Denkmal zum Veranstaltungsort ihres geschichtsrevisionistischen „Heldengedenkens“ missbrauchen, bleiben dagegen unbehelligt.
Um dem Treiben der Stadt Radolfzell etwas entgegenzusetzen, um antifaschistischen Protest in die Öffentlichkeit, auf die Straße zu tragen, planen wir neben einem lokalen Bündnis auch eine große, landesweite Demonstration, bei der wir unsere Wut, unsere Kritik an diesen urdeutschen Verhältnissen öffentlich machen wollen – weil antifaschistischer Protest sich nicht unterkriegen lassen darf, weil Repression nicht einfach hingenommen werden kann, weil die NS-Vergangenheit aufgearbeitet werden muss, weil Mörder kein Gedenken verdienen außer unseren Hass.
Damit das Hinterland nicht alleine steht und um die entgleisten Behörden in ihre Schranken zu weisen, wollen wir in der Touristensaison in Radolfzell ein radikales Zeichen setzen – deswegen rufen wir zu einer Demonstration in Radolfzell auf.
Wir wollen am Samstag, den 21. April in Radolfzell demonstrieren, Treffpunkt ist am Bahnhof um 14:00 Uhr.

Es gibt kein ruhiges Hinterland, gegen jede Repression!

214 Antifa Demo Flyer Back

Solidarität mit Solidarischen & Raven für Roma

Raven für Roma Flyer

Am 5. Oktober 2017 fand eine Räumung von Sinti und Roma in Reute (Radolfzell) statt, die auf dem Grundstück eines Landwirts (Thomas Bohner) ihre Wohnwägen platzierten.
Das Ordnungsamt rückte mit 20 Polizeibeamt*innen an, die sogar Hunde mitführten und das Abschleppen der Fahrzeuge einleiteten.
Nachdem die Menschen vertrieben waren, fand die Dreistigkeit der Behörden aber noch kein Ende: Repressionen sollten folgen. Der Landwirt wurde nicht nur zu Strafzahlungen verpflichtet, sondern soll auch die Zaunmiete und Kosten des Polizeieinsatzes auf sich nehmen. Trotz Verhandlungen mit der Stadt und dem Verkauf von Grundstücken, kann er diese immer noch nicht decken.
Wir solidarisieren uns mit dem Verhalten von Thomas Bohner: Sinti und Roma einen Raum zu bieten und ein klares Zeichen gegen Antiziganismus zu setzen, ist kein Verbrechen!
Helfen auch Sie mit, ihm nun beizustehen und seine Existenz zu retten, indem wir die Strafgelder gemeinsam auf uns nehmen.

Spendenkonto:
Lother Buhmüller
Sparkasse Hegau-Bodensee
DE 6925 0035 0004 1249 96
Spende Thomas Bohner Reutehof

Weitere Infos: https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/radolfzell/Zwangsraeumung-auf-illegalem-Stellplatz-in-Reute;art372455,9440808

Im Zuge dessen veranstalten wir diesen Freitag 16.3. im Contrast eine Soli-Party, die gesammelten Spendengelder werden ebenfalls genutzt, um die Repression der Behörden gegenüber dem solidarischen Bauern zu stämmen.

Demonstrieren ist keine Straftat!

welcometoradolfzell

Am „Volkstrauertag“ veranstalteten politisch engagierte Menschen eine spontane Demonstration in Radolfzell, um auf das antidemokratische Vorgehen von Polizei und Behörden aufmerksam zu machen. Zuvor war eine angemeldete Kundgebung verboten worden, da angeblich eine „Gefahr“ von ihr ausgehe. Vorgeschobener Grund waren im Vorfeld von Unbekannten verklebte Plakate.

Gegen das Verbot der Kundgebung formierte sich eine spontane Demonstration, die sich vom Bahnhof in Richtung Innenstadt bewegte. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot von mindestens 50 Beamten und einer Hundestaffel an. Nach wenigen Metern wurde die Demonstration von martialisch auftretenden Polizisten umstellt. Der Einsatzleiter Herr Streit erklärte, dass es sich bei der Spontandemonstration um die von der Stadt verbotene Kundgebung am Luisenplatz handele. Dass die Demo sich in der Innenstadt befand und gegen eine komplett andere Thematik, nämlich Behördenwillkür demonstrierte, nahm er augenscheinlich nicht zur Kenntnis. Auch dass die Veranstalter*innen der verbotenen Kundgebung am Luisenplatz in einem ausführlichen Statement über soziale Medien bekannt gaben, dass die Kundgebung abgesagt worden war, schien ihm nicht geläufig zu sein. Stattdessen ging er so weit, Teilnehmer*innen der Spontandemonstration eine Straftat vorzuwerfen, da diese Passant*innen dazu aufforderten, an ihrer Demonstration teilzunehmen.

Lieber Herr Streit, demonstrieren ist keine Straftat sondern ein Grundrecht. Wenn Ihnen dies nicht bewusst ist, sollten Sie noch einmal Ihre Ausbildung wiederholen, aber in jedem Fall haben Sie in gröbster Weise demokratische Prinzipien verletzt.

Liebe Stadt Radolfzell, wenn Sie weiter damit fortfahren, legitime antifaschistische Aufklärung im Vorfeld willkürlich zu verbieten, werden sie die Thematik nicht unter den Teppich kehren, sondern noch viel mehr Wirbel um etwas Notwendiges, nämlich den Kampf gegen faschistische Strukturen, machen.

Leider fällt durch dieses Machtspiel der Behörden gerade die eigentliche Thematik unter den Tisch. Dass die Nazipartei „Der III. Weg“ erneut in der Nacht vom 18. auf den 19.11. die Stadt mit „NS-Area“ und „Fuck Antifa“ Aufklebern zustickerte, enthält die Stadt der Öffentlichkeit vor. Dass der von der Stadt initiierte Volkstrauertag vor einem Nazi-Denkmal stattfand, auf dessen Bronzetafeln SS und Wehrmachtssoldaten geehrt werden, scheint auch nur wenige zu kümmern. Es gibt einiges zu tun in Radolfzell, doch die Stadt macht eine kritische Auseinandersetzung unmöglich. Der sogenannte Demokratie-Kongress wurde am 9.11. von der Stadt Radolfzell abgehalten, bei dem das Projekt „Demokratie leben“ vorgestellt wurde. Wir haben gesehen, wie die Stadt Radolfzell Demokratie auslebt, wie sie die Versammlungs- und Demonstrationsrechte ignoriert, wie sie antifaschistische Aufklärung bekämpft und wie sie kritischen Meinungen mit dem Polizeiknüppel unterbindet.

Wir werden uns davon nicht einschüchtern lassen und weiter für unsere Ueberzeugungen eintreten. Denn wenn Recht zu Unrecht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht.

Gegen Behörden Willkür und Repression in Radolfzell

Am 17.11 verbot die Stadt Radolfzell die für den 19.11. angemeldete
Kundgebung „Gegen den III. Weg“. Der vorgeschobene Grund waren Plakate, welche an das Kriegerdenkmal geklebt wurden.

Laut Angaben des Veranstalters wurde diese eher als Bagatelle anmutenden Straftat zum Anlass genommen ein Szenario zu konstruieren, in welchem die angemeldete Kundgebung eine Gefahr darstellen würde. Daher sei es laut der Stadt notwendig diese Kundgebung zu verbieten.

In einer journalistischen Meisterleistung schrieb der Südkurier in einer Eilmeldung, dass für diese Straftat die „Antifaschistische Aktion Konstanz“ verantwortlich sei. Diese stehe auch hinter der geplanten Kundgebung, daher sei auch am 19.11 mit Straftaten zu rechnen.

Neben der Tatsache, dass eine Gruppe mit diesem Namen nicht existiert, grenzt es an Verleumdung eine offen angemeldete Kundgebung und deren Veranstalter*innen, zum einen mit einer erfundenen Gruppe in Verbindung zu bringen und zum anderen ihnen eine von Unbekannten verübte Straftat anzulasten. Wir fordern den Südkurier hiermit dazu auf diesen jedem journalistischen Standard entbehrenden Artikel richtig zu stellen.

Das Verhalten der Stadt Radolfzell ist kein Einzelfall, schon mehrmals hat diese versucht mit konstruierten Gefahrenszenarios und lächerlichen Auflagen das Demonstrations- und Versammlungsrecht mit Füßen zu treten.
Am 8. Mai etwa wurde von Polizei und Ordnungsamt gedroht eine angemeldete Kundgebung gewaltsam aufzulösen, weil es gewagt wurde, einen Pavillion aufzubauen um den zugestandenen Infotisch vor Regen zu schützen.

Es scheint die Radolfzeller Behörden seien im Glauben, dass sie über demokratischen Rechten stehen und mit ihren Auflagen bzw. Verboten jede unliebsame Kundgebung verhindern können. Dass die Stadt dadurch, wenn es um antifaschistische Aufklärung geht, den in Radolfzell bestehenden Nazi-Strukturen -wie etwa dem III. Weg- einen riesigen Gefallen tut, ist den Verantwortlichen hoffentlich nicht bewusst.

Welcome to Radolfzell – Demonstration gegen Neonazis

Am Sonntag den 19.11.17 wird ab 14:00 eine Demonstration stattfinden, die an die Vergangenheit der Stadt erinnern will und an die Tatsache dass diese bis heute noch positiv besetzte Andenken an die Nazis beherbergt.
Dies ist immer wieder Anlass von Neonazis die Stadt für Aktionen zu nutzen, wie auch an vergangenen Volkstrauertagen.
Die Demonstration wird dies verhindern, indem wir den belasteten Luisenplatz samt „Heldengedenken“ mit dem richtigen Gedenken, der Opfer nicht der Täter, des Naziregimes füllen.

Wir rufen dazu auf, sich an dieser Demonstration zu beteiligen.
Mehr Informationen gibt es im Welcome to Radolfzell Demonstations-Flyer

Stellungnahme des OAT Konstanz bezüglich des antifaschistischen Infostandes in Radolfzell am 08. Mai

Der 8. Mai 2017 war schon ein besonderes Ereignis in Radolfzell. Es gab an diesem Tag drei Versammlungen, was in diesem doch eher beschaulichen Städtchen eine Seltenheit ist. Gleichzeitig waren noch ein polizeiliches Großaufgebot und ein Trupp Neofaschisten des „III. Weges“ vor Ort. Die Ereignisse dieses Tages wollen wir nun versuchen aus unserer Sicht zusammen zu fassen.

Als Beteiligte an einem dieser Infostände, fiel uns schon vor dem 8. Mai auf, dass die Stadt wohl nicht ganz so erpicht auf unseren Besuch war. So wurden wir, statt dass unsere angemeldete Kundgebung genehmigt wurde, zu einem „Kooperationsgespräch“ nach Radolfzell bestellt. Nach diesem Treffen und einem ewigen E-Mail-Verkehr war der Stand der Dinge folgender: Unsere Anmeldung auf dem Marktplatz sowie das Aufstellen eines Pavillons wurden nicht zugelassen. Schließlich wurden wir an einen im besten Falle von Passanten wenig frequentierten Ort verbannt und bekamen außerdem die Anweisung, die Kundgebung eine Stunde früher als von uns geplant aufzulösen, da ein Altersheim an dem von der Stadt vorgeschlagenen Platz lag.
Während des „Kooperationsgespräches“ fragten uns Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung, ob wir mit unserem Engagement nicht Werbung für den „III Weg“ machen würden. Wie nicht anders zu erwarten war, versuchten sie mithilfe der Polizei und des Ordnungsamtes die Problematik mit den in den letzten Jahren zunehmenden Aktivitäten des „III. Weges“ unter den Teppich zu kehren und antifaschistischer Aufklärung gezielt Steine in den Weg zu legen.
Wir beschlossen daher, uns mit der „Radolfzell ist bunt“ Versammlung auf dem Luisenplatz zusammenzuschließen, um gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Faschismus und Krieg zu setzen.

Kundgebung auf dem Luisenplatz vor dem Kriegerdenkmal

Neben der Kundgebung auf dem Luisenplatz fand gleichzeitig ein „Friedensfest“ auf dem Marktplatz statt. Es wurde mit organisiert von Bürgerverbänden, Kirchen und der Initiative „Demokratie leben“, ein staatlich gefördertes Projekt „gegen jeden Extremismus“. Da wir sehr starke Probleme mit diesem Extremismus-Theorem haben, welches auch vom Verfassungsschutz par exellance angewandt wird, um Faschist*innen mit Antifaschist*innen gleichzusetzen, war es für uns nur folgerichtig, sich nicht an diesem „Fest“ zu beteiligen.
Das „Friedenfest“ löste sich auch recht schnell auf, da aufgrund des schlechten Wetters nur wenige Besucher*innen kamen und dazu auch das Bemalen eines Papierbanners geplant war, was wegen der Nässe nur vorübergehend möglich war.

Trotz des nassen Wetters kamen am Montagnachmittag über 50 Menschen zur Kundgebung vor das Kriegerdenkmal am Radolfzeller Luisenplatz. Ziel der Demonstrant*innen war es, gegen Rassismus einzustehen und für ein offenes Miteinander zu demonstrieren. Der Versammlungsort, welcher die letzten zwei Jahre am 8. Mai den Faschist*innen der Partei „Der III. Weg“ dazu diente, um vor dem Nazi-Denkmal mit einer Kranzniederlegung der zu Helden verklärten deutschen Kriegsverbrecher zu gedenken, war von einem Großaufgebot der Polizei umgeben.

Obwohl der Aufbau unseres Infostandes im Voraus von Seiten der Versammlungsleitung angemeldet wurde, mussten wir nach langen Diskussionen mit den Behörden unseren Stand wieder abbauen. Scheinbar war es für die Stadt nicht ersichtlich, dass in strömendem Regen das zugesicherte Verteilen und Auslegen von Flugblättern ohne einen Pavillon unmöglich war. Unter anderem wurde unter lächerlichen Aussagen, wie dass der Pavillon plötzlich umkippen könnte und so Personen verletzt würden, argumentiert. Kurz bevor wir unseren Stand abbauen mussten, wurden vier Faschisten am Versammlungsort gesichtet, offensichtlich mit dem Ziel, die Kundgebung abzufotografieren. Die Faschisten gehören dem Umfeld des „III. Weges“ an.

Nur wenige Meter von der Polizei entfernt, griffen sie einen Teilnehmer der Kundgebung an, welcher versuchte das Geschehen mit Fotos zu dokumentieren. Die Polizei reagierte erst nachdem sich einige Demonstranten den Angreifern in den Weg stellten. Die Nazis wurden ohne strafrechtliche Konsequenzen von der Polizei ziehen gelassen, obwohl einer von ihnen recht offensichtlich den Hitlergruß zeigte. Konsequenzen gab es nur für die Kundgebungsteilnehmer*innen: Einige von ihnen wurden von der Polizei körperlich angegangen und gestoßen, darüber hinaus musste Bildmaterial über den Angriff der Nazis und den daraus folgenden Tumult gelöscht werden. Die Faschisten, welche Teilnehmer*innen der Kundgebung filmten, mussten ihr Material übrigens nicht löschen.
Nachdem die Nazis sich verzogen hatten, folgten Redebeiträge von einem Geflüchteten, von Simon Pschorr für die Linkspartei und von einem Aktivisten des OAT Konstanz.

Sponti nach der Kundgebung

Aufgrund des Verhaltens der Stadtverwaltung und Polizei gegenüber den Teilnehmer*innen der Kundgebung formierte sich ein spontaner Demonstrationszug, der lautstark und Parolen skandierend zum Bahnhof zog.
Kurz nach Beginn der Sponti fuhr ein Auto mit Konstanzer Kennzeichen an dem Demonstrationszug vorbei, in dem Auto befanden sich die Aktivisten des III. Weges welche rechte Parolen riefen, jedoch dann sehr schnell wegfuhren. Am Bahnhof löste sich die Sponti auf. Nach der Demonstration führte die Polizei unter fadenscheinigen Begründungen Personenkontrollen bei mehreren Antifascht*innen durch und drohten rechtliche Konsequenzen an.

Wie der „III. Weg“ auf Facebook veröffentlichte, konnten die Nazis am Abend dennoch den Kriegsverbrechen der SS-Kaserne am Denkmal auf dem Luisenplatz gedenken. Radolfzell wird, so lange es dieses Denkmal und keine entschlossenere Gegenwehr gibt, weiterhin Ziel von Neofaschist*innen wie dem „III. Weg“ sein.

Wir danken der Polizei und dem Amt für Sicherheit und Ordnung Radolfzell für die miserable „Zusammenarbeit“!

Es bleibt dabei, in Sache Antifaschismus kann man sich nicht auf Polizei und Behörden verlassen

OAT Konstanz